Do it right or do it twice – Redoxchemie für Defenderfreunde

Leider darf man bei vielen auch neueren Defender von einer regelrechten Rostepidemie sprechen. Umso glücklicher bin ich, dass mein TDI nur milde infiziert ist und alle tragenden Strukturen einwandfrei und solide sind.

Die Oxidation von Eisen

Rost entsteht aus Eisen, Sauerstoff und Wasser. Sauerstoff aus der Luft nimmt in wässriger Lösung Elektronen des Eisens auf, Hydroxidionen (OH-,negativ geladen) entstehen und bilden mit Eisenkationen (Fe2+, positiv geladen) Eisenhydroxide. Rost ist die Mischung aus verschiedenen Eisenhydroxiden. In Wasser, welches kein Sauerstoff enthält, kann Eisen nicht rosten. Da Wasser, welches in Kontakt zur Umgebungsluft ist, stets Sauerstoff gelöst hat, kann man das Eisen nur durch Abschirmung von Wasser vom Rost beschützen. Deshalb werden Schutzlacke, respektive Korrosionsschutzfette aufgetragen.

Ist die Schutzbarriere durchbrochen, ist ein Rostvorgang warscheinlich. Die gebildeten Eisenhydroxide haben eine grössere Masse als Eisen, die Roststellen schwellen auf. Leider fungieren die aufgeblähten Beulen auch als Schwamm, Wasser wird eher gespeichert und beschleunigt den Rostvorgang weiter. Das im Winter verwendete Streusalz erhöht die Leitfähigkeit des Wassers und kann somit die oben kurz beschriebenen Elektronenübertragungsreaktionen ebenfalls vorantreiben.

Bei der Behandlung von Rost wird das oxidierte Metall mechanisch entfernt und / oder in eine stabile Eisenverbindung umgewandelt (die dann nicht mehr porös ist und kein Wasser mehr speichert).

Konkret habe ich die rostigen Stellen mit einer Schleifmaschine, Einsätzen für Bohrmaschinen und Drahtbürsten gereinigt und danach mit Brunox Epoxy grundiert. Dieses Produkt ist Rostumwandler und Grundierung zugleich: Der nicht oder nur schwer zu entfernende Porenrost wird stabilisiert und die Oberfläche wird für eine schützende Lackschicht vorbereitet. Es ist jedoch wichtig zu verstehen: Rostumwandler sind keine Wundermittel und bedürfen einer fast rostfreien Oberfläche. Nur Umwandler auf die befallenen Stellen zu schmieren, hilft daher nicht.

Ich habe das Brunox Epoxy etwas zu dick aufgetragen. Dies zeigte sich im Lackfinish, welcher ziemlich grob ist. Ich würde eher in mehreren dünnen Schichten auftragen. (so wird es auch vom Hersteller empfohlen, man muss jedoch WIRKLICH DÜNN auftragen) Die Brunox-Schicht muss in jedem Fall überlackiert werden.

Oxidation von Aluminium

Oftmals wird die Alukarosserie des Defender als Vorteil bezüglich Korrosion angepriesen. Da jedoch edlere Metalle (in diesem Fall Eisen) unedlere Metalle (hier: Alu) oxidieren und die beiden Werkstoffe beim Defender oftmals gar nicht oder schlecht voneinander getrennt werden, oxidiert das Alu an vielen Stellen fröhlich vor sich hin. Diese Stellen sind, im Gegensatz zum gut behandelbaren Rost, sehr mühsam zu heilen. Das oxidierte Material muss entfernt werden. Da das Alu sehr weich ist und sich die Korrosion eher punktförmig einfrisst, gestaltet sich dies schwierig und kann durchaus nervenaufreibend sein.

Das gereinigte Alu wird grundiert und lackiert. Die Grundierung ist ein Haftvermittler und kann daher keine Endlackierung sein.

Auch beim Alu ist für die Oxidation ein Elektrolyt (ein stromleitendes Medium, hier: Wasser) von Nöten. Ärgerlicherweise reicht die Luftfeuchtigkeit aus, um die Oxidation von Alu (und auch von Eisen!) zu ermöglichen.

Beim Zusammenbau werde ich die Kontaktstellen von Alu und Stahl durch Kunststoffunterlagsscheiben unterbrechen. Dies ist zwar nicht perfekt, wird aber die Lebenserwartung des Alu erheblich steigern.

Schall- und Wärmedämmung

Um auf langen Fahrten den Komfort zu steigern, möchte ich das Fahrzeug gegen Schall dämmen. Selbstverständlich wird ein konstruktiv fünfzigjähriges Auto kaum so ruhig wie ein modernes Fahrzeug, die Lautstärke in der Kabine etwas zu senken sollte aber möglich sein.

Schalldämmung

Beim Fahrzeug sind zwei Arten Schall relevant, der Körperschall und der Luftschall.

Schallwellen brauchen, im Gegensatz zu den elektromagnetischen Wellen, ein Ausbreitungsmedium. Körperschall bezeichnet die Ausbreitung von Schallwellen in festen Materialien (longitudinal und transversal), so zum Beispiel Beton oder Blech. Der Luftschall beschreibt die Ausbreitung von Schallwellen in Gasen (longitudinal).

Ein Veranschauungsbeispiel: Ein Schlag auf einen Gong bringt diesen zum Schwingen (Körperschall). Durch Abstrahlung werden die Schwingungen auf die umgebende Luft übertragen (Luftschall) und gelangen so zu unserem Ohr. Hierbei wird Körperschall in Luftschall umgewandelt. Umgekeht geht dies auch, so beginnt bei einem viel zu grossen Subwoofer die Karosserie zu scheppern, der Luftschall wird wieder in Körperschall umgewandelt. Die Schallarten dürfen somit nicht gesondert betrachtet werden.

Um den Körperschall zu reduzieren, müssen die Schwingungseigenschaften des Materials verändert werden. Dies geschieht über das Hinzufügen von Masse, respektive das Ankleben einer Schwerfolie. Optimal wären die doppelte Blechdicke an Schwerfolie. Aus Gewichtsgründen muss ich hier etwas pragmatisch vorgehen und werde daher für einen Grossteil des Fahrzeuges 2.5mm Vibra-Railfolie der Firma Vibraplast verkleben.

Vorhandener Luftschall wird durch eine Polyesterfasermatte absorbiert und in Wärme umgewandelt. Ich verwende hier Fiberform 62T 2SL 30mm ebenfalls von der Firma Vibraplast.

Die Kombination der Schwerfolie und der an die Schwerfolie angeklebten Matte garantiert, zumindest in der Theorie, eine gute Dämmung. Die Praxis wird’s zeigen.

Wärmedämmung

Bedenkt man die Zeltplane des aufgestellten Hubdaches, ist ein Versuch der effektiven Wärmedämmung ohnehin unmöglich. Die Wärmedämmung dient daher vor allem dem Erhalt eines guten Klimas im Fahrzeug und soll Wärme- und Kältespitzen während der Fahrt und im Stehen verhindern.

Das bereits erwähnte Fiberform hat ebenfalls hervorragende wärmedämmende Eigenschaften und kann hierzu verwendet werden. Der Wärmeleitkoeffizient entspricht in etwa demjenigen des häufig verwendeten Reimo X-Trem Isolators.

Aufgrund der temperaturabhängigen Wasserdampfmenge in der Luft entsteht an den Grenzen zwischen warm und kalt oftmals Kondens. Dies möchte man gerne verhindern und dämmt das Fahrzeug. Im Optimalfall kann gar eine fachgerechte Dampfsperre erzielt werden oder die Verkleidung wird hinterlüftet konstruiert. Beides ist bei einem Fahrzeug dieser Grösse und Form kaum möglich, die Entstehung von Kondens ist wahrscheinlich. Geschlossenporige Dämmmaterialien wie der X-Trem Isolator haben eine sehr geringe Durchlässigkeit für Wasserdampf und nehmen kein Wasser auf. Obwohl wünschenswert,  müsste man so auf die schalldämmenden Eigenschaften der offenzelligen oder faserartigen (das Fiberform hat keine Zelligkeit) Materialien praktisch verzichten.

Das Fiberform wird auch an wetterexponierten Fassaden verbaut und besitzt eine gute Wetterbeständigkeit. Der unvermeindliche Kondens, der sich im Fiberform sammeln wird, kann daher einfach mit einer Standheizung ausgetrocknet werden. Es ist zwar nicht optimal, stellt aber einen guten Kompromiss zwischen Platzbedarf, Schall- und Wärmedämmung dar.

Für Leser aus der Schweiz kann ich Vibraplast empehlen. Die Firma ist in Aadorf TG und hat einen Fabrikladen. Ich wurde persönlich und kompetent beraten und würde jederzeit wieder dort kaufen.

Leser aus Deutschland sollten mal bei plastocell vorbeischauen. Auch hier ist eine gute und schnelle Beratung selbstverständlich.

Update 13.08.15: Ein Teil des Daches ist entdröhnt und es sind bereits Unterschiede in der Resonanz feststellbar, der metallisch-blecherne Klopfton wird zu einem dumpfen und solide anmutenden Geräusch.

Verarbeitungstipp: Die Alukaschierung der Vibra-Railfolie kann gut mit einem scharfen Messer exakt geschnitten werden. Danach kann das Butyl abgeknickt und die Plastikfolie auf der Klebeseite durchgetrennt werden. So erhält man eine schöne Kante und kann genau arbeiten. In jedem Fall müssen Handschuhe getragen werden, da das Alu sehr scharfe Kanten hat und Schnitte drohen.

Das relativ zähe Fiberform konnte ich am besten mit einem Brotmesser schneiden, alle Versuche mit anderen Schneidgeräten scheiterten kläglich.